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Pflegeplan statt Notfallplan

  • Rasenplatz als tägliches Zentrum des Sports

Schon vor dem Betreten des „Hei­ligen Rasens" wirkt der Sportrasen auf den Sportler. Der optische Eindruck - sozusagen die Visitenkarte - wird zuerst wahrgenommen. Wie sind die Färbung und Sättigung des Grüns? Wie viele Fehlstellen gibt es in den neuralgischen Bereichen (Torräume, Mittelachse)? Findet man ordentlich gemähte Bahnen auf dem Platz oder ist es das „Chaos-System"?

Sodann folgt der direkte Kontakt mit dem Spor­trasen in Form der Nutzung. Wie ist das Roll­verhalten des Balls (geradlinig oder hüpft er über den Platz)? Wie scherfest ist der Rasen - tiefgründig verwurzelt oder nur eine „minimale Bindung" im oberen Horizont, der nach jedem Derby die Spuren des „historischen Gefechts" deutlich zu Tage fördert? Seenplatte statt har­monischem Grün - wie verhält sich der Platz nach Regenschauern?

Abb.1: Sportplatz mit Streifenmuster durch gleichmäßige Mährichtung. Foto: K. Müller-Beck

Abb.1: Sportplatz mit Streifenmuster durch gleichmäßige Mährichtung. Foto: K. Müller-Beck

Erwartungen der Spieler und des Vereins

Der Nutzer wünscht sich einen Platz, auf dem er seine individuelle Fähigkeit bestmöglich ausspielen kann - schnelle, starke Dribblings über den kurzflorigen Rasen, der kurz vorher angefeuchtet wurde, damit „die Pille besser läuft". Um dieses Bild zu verwirklichen, bedarf es eines grundlegenden Konzepts, in dem alle Bereiche miteinander verknüpft werden - Nut­zungszeiten, Mähgänge, Düngegaben, Beregnungs- und Beleuchtungsintervalle, Regenera­tions- und Renovationsmaßnahmen.

Individuelle Pflege-Konzepte

Da jeder Verein und auch jeder Platz unter­ schiedliche Ansprüche und damit verbundene Bedürfnisse aufzeigt (Lage, Boden, Bewäs­ serung, etc.), muss ein maßgeschneidertes Konzept für den Platz erstellt werden. In den meisten Fällen limitieren zwei Faktoren die notwendigen Maßnahmen und damit ver­bunden die bestmögliche Instandhaltung des Sportrasens. Einerseits sind es die begrenzten, finanziellen Mittel und andererseits wirkt die hohe Auslastung der Sportanlagen. Ein über­geordneter Punkt, der nicht beeinflussbar ist, entsteht durch das Wetter - nur bei geeigneter Witterungslage erreichen gewisse Arbeiten die gewünschte Effizienz (z.B. Striegeln bei feuch­ter Witterung).

Zwei dieser Einflussgrößen lassen sich durch geschickte Planungen optimieren:

  • Verlagerung von Nutzungseinheiten während der Regenerationsphase,
  • Antragstellung von Fördergeldern bei der kommunalen bzw. öffentlichen und Verbands-Sportverwaltung.

Abb.2: Veränderung des Pflanzenbestandes auf dem Sportplatz bei Pflegereduzierung. Foto: K. Müller-Beck

Abb.2: Veränderung des Pflanzenbestandes auf dem Sportplatz bei Pflegereduzierung. Foto: K. Müller-Beck

Auswirkung von Minimierung der Pflege

Vernachlässigt man die Pflege, reduziert diese auf ein Minimum oder stellt die Pflege der An­lage im Gesamten ein, so wirkt sich diese Ent­scheidung auf sämtliche Platzeigenschaften aus. Reduziert man die Anzahl der Mähgänge mit dem Ziel, Arbeitskraft, Entsorgungskosten, Wasser und Dünger zu sparen, darf man nicht unberücksichtigt lassen, dass es für die Mahd ein optimales Zeitfenster gibt.

Dies ergibt sich aus Schnitthöhe, Witterung, Temperatur, Equipment und Know-how. Wächst der Halm zu lang und man will diesen auf die übliche Spiel-Schnitthöhe reduzieren, kann der Rasen eine hellgrüne bis gelbliche Färbung aufweisen und damit nährstoffunter­versorgt wirken. Durch die Mahd kommen die Sonnenstrahlen direkt an die Basis und können diese verbrennen. Das lange Gras ist deutlich feuchter und schwerer und kann Probleme bei der Absaugung verursachen.

Projekt-Beispiel

An einer beispielhaften Anlage war es uns möglich, die Auswirkungen der Pflege-Einstel­lung und Reduktion mitzuverfolgen. Die Anla­ge wurde vor über zwanzig Jahren von einem Tennen Platz in einen Rasensportplatz mit integrierter Versenkbergung umgebaut und vom Verein und der Kommune in Eigenleistung ge­pflegt und instandgehalten. Mit dem Corona­ Lockdown kam das „Aus" für die Pflege und die Fußballabteilung. Pflegemaßnahmen wurden bis auf die Mahd (zweimal im Jahr) komplett eingestellt.

Ergebnis der Einstellung aller Pflege­maßnahmen:

  • Verdrängung der gewünschten Rasenzu­ sammensetzung durch Wiesenkräuter,
  • Bildung einer ca. 30 mm starken organi­schen Filzschicht,
  • Erhöhte Population von Wühlmäusen,
  • starke Verringerung der Ebenheit der Spieloberfläche,
  • Versenkregnerköpfe defekt und nicht einsatzbereit,
  • Geringe bis keine Scherfestigkeit der Rasenarbe,
  • Entstehung von Staunässebereichen.

Verlust der Funktionalität

Die Vernachlässigung der Sportplatzpflege führte zum Verlust aller erforderlichen Para­meter einer funktionsfähigen Rasensportan­lage. Um die gewünschten Parameter wieder herzustellen, ist eine grundlegende Sanierung der Rasennarbe notwendig - dies ist nur mit ei­nem hohen lnvest und einer enormen Leistung von Arbeitskraft umsetzbar.

Die Maßnahme beginnt mit der Reduktion der krautigen Filzschicht bis in die funktionsfähige Rasentragschicht. Die Rasentragschicht muss wieder auf das Niveau von 12 cm Stärke her­gestellt werden - hier empfiehlt sich die Rasen­tragschicht und die Ergänzungsstoffe in einem Bodenlabor auf die Parameter der DIN 18035-4 prüfen und eine entsprechende Rezeptur be­rechnen zu lassen. Nach der Ergänzung des Substrats erfolgen spezielle Verzahnungs- und Lockerungsmaßnahmen mit einer abschlie­ßenden Neueinsaat des Typs RSM 3.1.

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