Eine große Chance für den Mädchen- und Frauenfußball

steffi_jones_001Frau Jones, der DFB hat inzwischen über eine Million weibliche Mitglieder. Wäre das für Sie anfangs Ihrer Karriere denkbar gewesen? Nein, denn als ich mit dem Fußballspielen angefangen habe, war dieser Sport für Mädchen sehr außergewöhnlich, was sich ja heute, zum Glück, geändert hat. Schon nach den „Sommermärchen“ 2006 und 2010 und der U-20-Frauen WM ist die Zahl der Neuanmeldungen von Frauen und Mädchen bei den Vereinen stark gestiegen.

Nun also eine Frauen-WM im eigenen Land. Glauben Sie, dass sie für noch mehr Nachfrage sorgen wird? Die WM im eigenen Land ist für den Mädchen- und Frauenfußball eine große Chance. Erfahrungsgemäß ist der Zulauf nach einer WM im eigenen Land, egal bei welcher Sportart, groß. Erfreulicher Weise steigt das Interesse der Mädchen und Frauen am Fußball in den letzten Jahren stetig an. Für viele Vereine aber ist Mädchenfußball bisher kein großes Thema gewesen. Sicher werden bald Mädchen und Frauen bei allen Vereinen anklopfen. Der DFB hat auf seiner Homepage extra schon eine Liste für Vereine angelegt, die Mädchen-/Frauenfußball anbieten.

Was können Sie den Verantwortlichen empfehlen, für die Mädchenfußball noch gewissermaßen Neuland ist? Grundsätzlich sind Mädchen für jede Sportart eine Bereicherung. Dies trifft auf viele Bereiche zu. Mädchen entscheiden sich oftmals für den Sport, den die Freundinnen ausüben, oder man geht erst einmal nur zum zuschauen hin und stellt fest, „das könnte auch eine Sportart für mich sein“. Den Verantwortlichen kann ich nur die Ansprechpartner in den Vereinen und/oder die Mädchenbeauftragten der Kreise empfehlen. Diese Mitarbeiter sind sehr gut geschult und stehen allen interessierten Vereinen mit Rat und Tat zur Verfügung.

Denken Sie, dass in Deutschland ausreichende Trainings- und Spielmöglichkeiten vorhanden sind? Viele Sportplätze werden ja von mehreren Mannschaften und/oder Disziplinen genutzt. Wenn nun die Frauen und Mädchen verstärkt an den Ball gehen – ist das Platzangebot noch ausreichend? Mit Unterstützung der Fußball-Landesverbände und der verschiedenen Ministerien hat der DFB in den letzten zwei Jahren 1.000 Minispielfelder gebaut. Hier haben viele Kinder und Jugendliche die Möglichkeit zum Fußballspielen bekommen. Von daher wird das Platzangebot regelmäßig erhöht und wir sind mit der Unterstützung von allen Beteiligten sehr zufrieden.

Fußball ist mehr als Sport und hat eine enorme integrative Kraft. Sie haben das selbst erlebt und in Ihrem Buch „Der Kick des Lebens“ viel darüber geschrieben. Wie kann man diese Kraft noch stärker nutzen? Durch den Fußball wird unter anderem der Teamgedanke und das soziale Verhalten im Allgemeinen, wie z.B. bei der Konfliktlösung und der Wertevermittlung gefördert. Man lernt Probleme im Team zu lösen und das ist in allen Lebenslagen hilfreich. Kurz gesagt: Der Fußball verbindet.

Was erwarten Sie als Präsidentin des Organisationskomitees für die FIFA Frauen-WM von diesem Weltturnier? Volle Stadien und dass die gute Stimmung der Fans die Mannschaften unterstützen. Kurz gesagt: Ein großes Fest, bei dem wir die Menschen, die noch keine Anhänger des Frauenfußballs sind, mitreißen wollen. Mit dieser Frauen-Weltmeisterschaft wollen wir eine eigene Geschichte schreiben.

Ohne einen Tipp für die Frauen-WM können wir Sie natürlich nicht gehen lassen. Wer wird Weltmeister? Mit Brasilien, den USA, denasiatischen Mannschaften und England sind einige starke Mitfavoriten mit am Start. Aber natürlich wünsche ich mir, dass wir Weltmeister im eigenen Land werden.